Klimaschutzmanagerin Ann-Kathrin Murphy im Interview
Was tun, um die Ziele zur Treibhausreduzierung zu erreichen? Stadtwerke und Kommunen stehen besonders in der Pflicht hier ihre Hausaufgaben zu machen. Ann-Kathrin Murphy leitet seit zwei Jahren das Klimaschutzmanagement beim Stadtwerk Tauberfranken. Davor war sie Klimaschutzmanagerin der Hansestadt Buxtehude. Sie kennt also beide Seiten.
Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Job gekommen?
Ich bin in Bad Mergentheim aufgewachsen, habe an der Universität Würzburg BWL mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit studiert. Parallel dazu habe ich schon beim Stadtwerk Tauberfranken als Werkstudentin gearbeitet. 2012 durfte ich den ersten Nachhaltigkeitsbericht für uns schreiben. Dann war ich mehrere Jahre in Buxtehude, wo ich das Klimaschutzmanagement für die dortige Kommune aufgebaut habe.
Was sind die größten Herausforderungen für Klimaschutzmanager:innen in Kommunen?
Zuerst einmal: In den meisten Kommunen müssen Stellen für Klimaschutzbeauftragte erst einmal aufgebaut werden. Finanziert werden sie durch eine Förderung vom Bund für zwei Jahre mit der Option, auf eine dreijährige Verlängerung. Was ein bürokratischer Kraftakt ist, der zudem politisch genehmigt werden muss. Wenn die Klimaschutzmanager:innen dann vor Ort in der Kommune ihre Arbeit aufnehmen, stoßen sie auf starre Strukturen und eine Hierarchie, die schnelle Entscheidungen schwierig macht. Dazu kommt, dass Klimaschutz-Maßnahmen viele Schnittstellen haben: Alle Abteilungen müssen an einen Strang ziehen. Je größer die Kommune ist und je ausgeprägter die Hierarchie ist, desto umständlicher wird es, Klimaschutzthemen auf den Weg zu bringen.
Gibt es genügend Klimaschutzbeauftragte?
Leider nein, denn es gibt kein klassisches Berufsbild. Als ich vor zehn Jahren angefangen habe, waren es Geograph:innen, Stadtplaner:innen oder Ingenieur:innen, die sich des Themas angenommen haben. Heute bieten Hochschulen einen entsprechenden Schwerpunkt an. Ich hatte den Vorteil, dass ich mir bei meinem Studium Projektmanagement und inhaltliche wirtschaftliche Expertise angeeignet habe. Das ist für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ausgesprochen hilfreich.
Weshalb ist es so wichtig, dass sowohl Kommunen als auch Stadtwerke Klimaschutzbeauftragte haben?
Kommunen haben den klaren politischen Auftrag die Treibhausgasneutralität umzusetzen. Bei ihren Maßnahmen zum Klimaschutz müssen sie sowohl die gesetzlichen Bestimmungen einhalten als auch ihre Einwohner:innen auf diesem Weg mitnehmen. Klimaschutzmanager:innen sind also so etwas wie die Schnittstelle zwischen der Verwaltung und der Stadtgesellschaft. Wenn beispielsweise ein besorgter Bürger in der Kommune anruft und fragt, "Was soll ich jetzt mit meiner Heizung machen?“, dann sollte der Klimaschutzmanager vermitteln. Gleichzeitig sind wir auch Schnittstelle zwischen Kommune und Stadtwerk.
Welche Aufgaben haben Sie als Leiterin des Klimaschutzmanagements?
Wir bieten für Kommunen in unserer Region, insbesondere in unserem Versorgungsgebiet, Klimaschutzberatungen an, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert werden. In diesem Zusammenhang gibt es die Einstiegs- und Orientierungsberatung für Kommunen. Das sind zwanzig Berater-Tage, in denen die Stadt oder Gemeinde einen niederschwelligen Einstieg in das Thema kommunaler Klimaschutz erhalten.
Was sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Wir veranstalten zusammen mit Kommunen Workshops innerhalb der Verwaltung, aber auch mit der Stadtgesellschaft zusammen; wir erarbeiten Klimaschutzprojekte und Maßnahmen, die die Stadt umsetzen können. So haben wir es geschafft, in vier Kommunen einen Antrag für einen Klimaschutzmanager zu stellen. Einer hat sogar schon seinen Dienst angetreten. Manchmal werde ich auch zu einer Moderation eingeladen oder halte selbst einen Vortrag zu einem Klimaschutzthema.
Wie treiben Sie Klimaschutz beim Stadtwerk Tauberfranken voran?
Wir haben eine Roadmap erarbeitet, wie wir klimaneutral werden möchten. Meine Aufgabe ist es diesen Prozess zu begleiten. Darüber hinaus sind wir EMAS-zertifiziert, das heißt, wir haben ein Umweltmanagementsystem bei uns implementiert. Dabei wird das Unternehmen in allen relevanten Umweltaspekten untersucht, um eine Treibhausgasbilanz und ein Umweltprogramm zu erstellen. Das hilft uns, Fortschritte hinsichtlich unserer Umweltleistung und auch der Klimaneutralität zu überprüfen.
Können Sie uns Beispiele nennen?
Nehmen wir die Kommunale Wärmeplanung: Perspektivisch müssen wir weg von fossilen Brennstoffen, also auch weg vom Gas. Wir haben eine Personalstelle geschaffen, die sich ausschließlich um das Thema Wärme und Wärmeplanung kümmert. Unser Ziel ist es verstärkt mit den Kommunen beim Thema KWP zusammenzuarbeiten. Auch bei der Elektromobilität sind wir im Gespräch mit den Kommunen. Wir möchten führender Anbieter bei uns in der Region werden. Wir bieten auch für Städte und Gemeinden ein kommunales Carsharing an. Vorrangiges Ziel ist es, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu erhöhen und Emissionen zu reduzieren. Aktuell erweitern wir unser Naturwärmekraftwerk, das mit naturbelassenen Holzschnitzeln arbeitet.
Welche Rolle spielt die Beziehung Geschäftsführer des Stadtwerkes zum Bürgermeister der Kommune?
Je besser sie sich verstehen, je enger sie zusammenarbeiten, umso erfolgreicher können sie die Klimaschutzmaßnahmen umsetzen. Es ist essenziell, dass beide Seiten an einem Strang ziehen und eine gemeinsame Strategie entwickeln und umsetzen.
Arbeiten Sie mit der Thüga zusammen?
Ich habe mich mit Nupur Saxena-Buck von der Thüga-Innovation ausgetauscht und wir haben uns gegenseitig Feedback gegeben. Die Workshops, die Thüga für Klimaschutzmaßnahmen anbietet, sind besonders für einen niederschwelligen Einstieg in den Klimaschutz sehr attraktiv. Dagegen gehen meine Workshops, die ich als Klimaschutzmanagerin anbiete, mehr in die Tiefe und dauern zwanzig Tage.
Was wäre der Idealzustand für Klimaschutzmanager eines Stadtwerks?
Klimaschutz und Nachhaltigkeit müssen wie bei uns, auf Geschäftsführungsebene angedockt sein und dort auch gelebt werden. Wenn das nicht der Fall ist, ist es schwierig, von der kommunalen Verwaltung akzeptiert zu werden. Zudem braucht ein Stadtwerk eine gewisse Risikobereitschaft, wie bei allen Innovationsthemen. Bestenfalls gibt es sowohl auf Stadtwerk-Seite als auch auf kommunaler Seite so jemanden wie mich, der wirklich dafür zuständig ist, die Themen sowohl intern, aber auch extern zu transportieren und zu koordinieren. Kommunikation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, weil Klimaschutzmaßnahmen ein ressortübergreifendes Thema sind. Wir haben gemerkt, dass eigentlich fast alles, was wir kommunizieren, in irgendeiner Art und Weise mit Klimaschutz oder Netzausbau oder Energiewende zu tun hat.
Quelle: Thüga AG