Versorgungssicherheit Erdgas
Fragen und Antworten rund um die Sicherheit unserer Erdgasversorgung.
Der Krieg in der Ukraine und das zumindest vorläufige Aus der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 als politische Antwort auf die Aggression Russlands verunsichert derzeit viele Gaskunden. Doch was für Folgen hat dieses Aus tatsächlich – und wie steht es insgesamt um die Erdgasversorgung Deutschlands?
Hier Antworten auf derzeit besonders häufig gestellte Fragen:
Ist die Energieversorgung bei uns in der Region durch die weltpolitische Entwicklung gefährdet?
Es muss sich aktuell niemand Sorgen machen, dass demnächst kein Strom mehr aus den Leitungen kommt oder die Wohnzimmer plötzlich kalt werden. Durch die aktuellen Entwicklungen im Ukrainekrieg und die Sanktionen erwarten wir Stand heute keine direkten Auswirkungen für die Energieversorgung im Versorgungsgebiet des Stadtwerks Tauberfranken.
Was passiert, wenn Russland die Lieferungen nach Deutschland reduziert oder gar einstellt?
Würden die russischen Erdgas-Lieferungen nach Europa gestoppt werden, wäre das eine große Herausforderung für die Energieversorgung in Deutschland und für die Versorgungssicherheit. Aber die deutsche Energiewirtschaft und die Politik sind vorbereitet. Zum einen fließt Erdgas aus unterschiedlichen Lieferländern nach Deutschland. Nach Russland sind Norwegen und die Niederlande die wichtigsten Quellen. Zudem werden aktuell neue Importmöglichkeiten geprüft und geschaffen sowie die Versorgung weiter diversifiziert. Um unabhängiger von russischem Gas zu werden, plant die Bundesregierung die zeitnahe Errichtung eines LNG-Anlandepunktes für verflüssigtes Erdgas. Dadurch könnten zusätzliche Gasmengen beispielsweise aus den USA bezogen werden. Und natürlich ist Deutschland keine Insel, sondern Teil eines europäischen Erdgas-Versorgungsystems, in dem sich die EU-Staaten im Bedarfsfall gegenseitig unterstützen. Sollte kurzfristig der Gasfluss aus Russland gestoppt werden, können Liefermengenschwankungen zudem über Erdgasspeicher aufgefangen werden. Deutschland verfügt über die größten Erdgasspeicherkapazitäten Europas.
Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Preisentwicklung in Deutschland?
Für die Bürgerinnen und Bürger aber auch Gewerbebetriebe und Industrie ist Energie in den letzten Monaten bereits deutlich teurer geworden. Das lag vor allem daran, dass die weltweite Nachfrage nach Energie stark angestiegen und das Angebot nicht entsprechend mitgezogen ist.
Diese extreme Marktsituation stellt auch die Verantwortlichen des Stadtwerks Tauberfranken vor Herausforderungen. Die Beschaffungskosten, die alle Energieversorger für Strom und Gas zahlen müssen, sind in den vergangenen Monaten geradezu explodiert. Am Spotmarkt, auf dem kurzfristig Energie beschafft wird, musste für Erdgas im Jahresdurchschnitt 2021 rund das Dreifache des Vorjahrespreises bezahlt werden – beim Strom deutlich mehr als das Doppelte. Im europäischen Durchschnitt stieg der Erdgasgroßhandelspreis innerhalb eines Jahres sogar um über 500 Prozent.
Aktuell wirken die geopolitischen Entwicklungen als Verstärker: Sollte sich aufgrund des Krieges in der Ukraine das Angebot verknappen, werden die Preise für Energie weiter ansteigen.
Hat das Stadtwerk Tauberfranken ausreichend Energiemengen beschafft und können sie die Lieferverpflichtungen erfüllen?
Das Stadtwerk Tauberfranken hat die vertraglich vereinbarten Energiemengen für seine Kunden beschafft und erfüllen selbstverständlich die Lieferverpflichtungen. Wie sich die Gaspreise kurz-, mittel- und langfristig entwickeln, kann niemand zuverlässig prognostizieren. Sicher ist: Als Kunde des Stadtwerks Tauberfranken profitieren Sie von unserer nachhaltigen Beschaffungsstrategie, die auf einen breiten Liefermix setzt und die Energiemengen zu einem hohen Anteil langfristig im Voraus beschafft. Allerdings können auch wir uns dauerhaften Preissteigerungen nicht entziehen. Sie können sich allerdings sicher sein, dass das Stadtwerk Tauberfranken seine Angebote seriös kalkuliert und Anstrengungen unternimmt, die Preisspitzen für die Kundinnen und Kunden abzufedern.
Was kann getan werden, um den steigenden Energiekosten entgegenzuwirken?
Die jüngsten Energiepreissteigerungen sind vor allem auf marktbedingte Ursachen zurückzuführen, nämlich eine steigende Nachfrage und ein begrenztes Angebot. Gleichzeitig machten Steuern, Abgaben und Umlagen 2021 durchschnittlich 40 Prozent des Strompreises in Deutschland für Privatkunden aus.
Das Stadtwerk Tauberfranken begrüßt vor diesem Hintergrund die von der Bundesregierung angekündigten Entlastungen, insbesondere den Wegfall der EEG-Umlage in der zweiten Jahreshälfte 2022. Dadurch wird ein Musterhaushalt um rund 150 Euro pro Jahr entlastet.
Vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen leiden unter steigenden Energiepreisen, da sie einen hohen Anteil ihres Einkommens für Strom, Heizung und Mobilität aufwenden müssen. Hier sind weitere sozialpolitische Maßnahmen erforderlich, um besonders schützenswerte Verbraucher zu entlasten. Die Einführung eines Heizkostenzuschusses war ein erster richtiger Schritt, der allerdings durch weitere Maßnahmen ergänzt werden muss.
Welche weiteren Maßnahmen sind geeignet, die Energie-Preisexplosion zu stoppen?
- Absenkung der Stromsteuer:
Würde die deutsche Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Mindestmaß abgesenkt, würden davon alle Verbraucherinnen und Verbraucher ganz direkt profitieren - auch jene, die nicht über staatliche Transfersysteme erreicht werden können. Noch einmal zur Erinnerung: Im Haushaltskundenbereich machten 2021 beim Strom Steuern, Abgaben und Umlagen zusammen mittlerweile einen Preisanteil von rund 40 Prozent aus.
- Rückgabe der Mehrwertsteuer-Mehreinnahmen bzw. grundsätzliche Absenkung der Mehrwertsteuer auf Energie-Produkte:
Über die Mehrwertsteuer erhält der Staat bei jeder Kostensteigerung im Energiebereich automatisch auch mehr Steuereinnahmen, die wiederum die Bruttokosten für die Verbraucher erhöhen. Nach BDEW-Schätzungen wird dem Bund 2022 wohl über die Steuern und Abgaben des Energiebereichs circa 2,5 Milliarden Euro zusätzlich in die öffentlichen Kassen fließen. Hier würde es die Verbraucher deutlich entlasten, würde der Staat auf diese Mehreinnahmen verzichten.
Die Möglichkeiten der Ausgestaltung sind dabei vielfältig – denkbar wäre z.B. die Absenkung der Mehrwertsteuer im Energiebereich – analog zum Vorgehen der befristeten Absenkung der Umsatzsteuer im zweiten Halbjahr 2020 im Zuge des Corona-Konjunkturpakets. Die IT-Systeme auf Seiten der Energieversorger sind hierfür vorbereitet und die Absenkung kann so unmittelbar an die Kunden weitergegeben werden.
Überdies sollte in diesem Zusammenhang die Frage erörtert werden, warum die Umsatzsteuer auf Energieprodukte, die zur Grundversorgung gehören, überhaupt 19% beträgt. Wie bei Grundnahrungsmitteln auch sollten Energieprodukte vielmehr dauerhaft mit einem Umsatzsteuersatz von 7% behandelt werden.
- Weitere sozialpolitische Maßnahmen:
Die geplanten Kinderzuschläge und Heizkostenzuschüsse für bedürftige Haushalte sind gute und zielführende Ansätze – aber auch darüber hinaus sollte der Staat weitere Hilfs- und Unterstützungsprogramme initiieren.
- Unterstützung der Unternehmen:
Für energieintensive Unternehmen in Deutschland stellt die Energiekostenentwicklung eine gewaltige Herausforderung dar. Hier sollte der Staat zur Sicherung von Unternehmensexistenzen und Arbeitsplätzen schnell geeignete Sonderhilfen gewähren.
- Bessere Nutzung der vorhandenen Biogasanlagen und schnelle Erschließung weiterer Biogaspotenziale:
Aktuell gibt es in Deutschland rund 9.600 Biogasanlagen. Der größte Teil hiervon wird aktuell über das EEG gefördert und das Biogas vor Ort direkt verstromt. An das Gasnetz angeschlossen sind hingegen nur rund 240 Anlagen. Vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit sollten deutlich mehr Biogasanlagen an das Gasnetz angeschlossen werden. So wird der Gasbezug weiter diversifiziert und der Importbedarf reduziert. Dies könnte relativ schnell erfolgen und große Energiemengen nachhaltiges und regional erzeugtes Biogas zum Heizen bereitstellen.
Was lässt sich tun, wenn das Geld in der Haushaltskasse knapp zu werden droht und die Energiekosten nicht mehr bewältigbar erscheinen?
Wir empfehlen Ihnen, Ihre Aufwände und Kosten stets sorgfältig im Blick zu haben. Überprüfen Sie dafür regelmäßig Ihre Zählerstände, wieviel Energie Sie verbrauchen und ob Ihr Abschlag noch richtig kalkuliert ist. Um unerwartet hohen Nachzahlungen vorzubeugen, sollten Sie rechtzeitig Ihre Abschläge anpassen lassen. Meist fällt es leichter, die laufenden Kosten etwas nach oben zu korrigieren – statt plötzlich eine nicht eingeplante, hohe Nachzahlung schultern zu müssen. Wir vom Stadtwerk Tauberfranken beraten Sie gerne, ob und in welcher Höhe eine Abschlagsanpassung sinnvoll ist.
Grundsätzlich gilt: Rechnungen und Abschläge müssen pünktlich bezahlt werden. Zahlungen für Strom, Heizung und Miete sollten immer Vorrang haben und vor allen anderen Rechnungen beglichen werden. Uns ist allerdings sehr wohl bewusst, dass manche Umstände dies erschweren können und gerade die aktuelle Situation eine besondere Herausforderung für viele Haushalte darstellt. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Zahlungsschwierigkeiten haben. Gemeinsam finden wir eine Lösung.